Allgemein
Bernstein ist fossiles Harz, das vor ca. 30 - 90 Millionen Jahren von diversen Koniferen (vor allem
Pinus succinifera) abgesondert wurde. Mittelamerikanischer Bernstein (aus Mexiko und der Dominikanischen
Republik) stammt von Harzen der Leguminosen (Hymeneae). Bäume in ausgedehnten Urwäldern in vielen Teilen
der Erde produzierten dieses gelbliche oder bräunliche Harz über viele Jahrtausende, dabei manchmal sogar
Tiere, Pflanzenteile etc. überfließend. Später starben diese Urwälder ab,
gingen unter und wurden von Sedimenten begraben. Die organischen Bestandteile des Harzes härteten im Laufe
von Jahrmillionen aus und wurden durch Oxidation und Polymerisation zu Bernstein. Der meiste Bernstein findet sich in
Ablagerungen der Kreidezeit (135 Mio - 65 Mio) und des Tertiärs (65 Mio - 2,6 Mio). Obwohl Bernstein nicht
mineralisiert ist, rechnet man ihn allgemein trotzdem zu den Schmucksteinen.
Schon seit mindestens der Jungsteinzeit wurde Bernstein von germanischen Stämmen an den Stränden von
Ostsee und Nordsee gesammelt und gehandelt. Sie tauschten bzw. verkauften die in großen Mengen an den
Stränden herumliegenden Bernsteine an andere Völker, so dass er sogar bis zu römischen Handwerkern
gelangte, die aus großen Brocken wundervolle Schalen, kleine Gefäße etc. herstellten.
Seit der Antike kannte man die elektrischen Eigenarten von Bernstein: Wenn man Bernstein mit einem Tuch reibt,
lädt er sich elektrostatisch auf und kann dann kleine Papierstückchen anziehen. Deswegen gaben ihm die
Griechen den Namen "elektron", Ursprung für das Wort "Elektrizität".
Erhitzter Bernstein wird weich, schmilzt und kann bei entsprechender Temperatur sogar brennen. Bei starker Erhitzung
wird Bernstein zu einem gelblichen Öl zersetzt, dann zu dunklem "Kolophonium", dem Hauptbestandteil von
Bernsteinlack. Germanische Völker nannten ihn "Börnsteen" oder "Barnsteen", was soviel wie "Brennstein"
bedeutet. In früheren Zeiten hat man Bernstein als Ersatz für Kerzen verwendet, weil er langsam verbrennt.
Bernstein sammeln am Strand
Wenn ein Bernstein nicht gerade nass ist und im Sonnenlicht aufleuchtet, ist er schwierig als solcher zu erkennen.
Man kann nicht jeden am Strand liegenden gelblichen oder bräunlichen Stein aufheben und begutachten, besonders
wenn es am Strand nur so von Steinen aller Art wimmelt! Daher hier einige hilfreiche Informationen für
zukünftige Profi-Sammler:
Bernstein fühlt sich warm auf der Haut (z.B. die Wange) an, weil er aus organischem Material entstanden ist.
Diese Tatsache hilft bei der Unterscheidung zwischen Bernstein und anderen, mineralischen Steinen. Ist man sich
dann noch nicht sicher, klickt man den Stein leicht gegen die Zähne. Bernstein klickt nicht so hart wie normale
Steine, sondern eher wie Kunststoff.
An den Stränden von Nord- und Ostsee finden sich auch größere Bernsteine besonders nach Stürmen
(wenn der Wind aus der richtigen Richtung kam) und bei Ebbe (ablaufendem Wasser). Wegen seines Spezifischen Gewichtes
(1,05 bis 1,1), knapp schwerer als Salzwasser, sammelt er sich besonders zwischen angeschwemmten Algen und Ansammlungen
von grauen Krabbenschalen oder schwarzen Holzresten.
Sammeln im Sommer bringt nur unbefriedigende Ergebnisse, weil dann das relativ warme Meerwasser eine zu niedrige
Dichte hat (wegen der Wärmeausdehnung des Wassers). Im Herbst oder besser noch im Winter ist das Meerwasser
etwas schwerer, so dass der Bernstein aufschwimmt, sich in schwimmenden Algen verfängt und von der Strömung
bzw. den Wellen an den Strand getrieben wird.
Einschlüsse
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Blüte in Bernstein * |
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Gecko in Bernstein * |
Als das Harz der Bernsteinbäume austrat, umfloss es alles, was ihm im Weg war: Wassertropfen, Luftblasen,
Blätter, komplette Tiere, Pflanzenteile, Knochen, Federn, Haare und sonstiges organisches und
anorganisches Material. Die meisten im Bernstein eingeschlossenen Insekten sind ausgestorbene Arten. Wenn nicht,
kann man davon ausgehen, dass es sich nicht um Bernstein handelt, sondern um Kopal, einem wesentlich jüngeren,
verhärteten Baumharz. Schon die Römer fanden und beschrieben Insekteneinschlüsse im Bernstein. Daher
nannten sie ihn "succeinum", was soviel wie "Gummistein" heißt. Sie waren sich sicher, dass die gefangenen
Insekten durch flüssiges Material eingeschlossen worden sind.
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Fliege in Bernstein * |
Dominikanischer Bernstein enthält 1 Einschluss auf 100 Steine, Baltischer Bernstein (vorwiegend Ostsee)
enthält 1 Einschluss auf 1000 Steine. Daher ist Bernstein mit mindestens einem Einschluss teurer als ohne
Einschluss.
Bernstein konserviert prähistorisches, organisches Material und möglicherweise auch DNA-Fragmente. Das
warf (besonders nach Start des Kinofilmes "Jurassic Park") die Frage auf, ob man möglicherweise Dinosaurier-DNA
aus Dino-Blutresten in einer eingeschlossenen Mücke gewinnen könnte... um dann vielleicht den Dinosaurier
neu zu erschaffen? Bis heute waren derartige Versuche vergebens.
* Foto:
www.bgr.bund.de
* Foto: Wolfgang Weitschat, Dank an Aaron M. Bauer. Das Foto erschien im
Journal of Zoology, London.
* Foto:
www.gemfrance.com, Dr. Laurent Sikirdji
Lagerstätten
Europa: Die Strände von Ost- und Nordsee waren seit der Jungsteinzeit die Originalquelle für Bernstein.
Man fand diesen Bernstein in ägyptischen Gräbern, Grabstätten in den baltischen Staaten (Estland,
Litauen, Lettland) sowie in Deutschland, Polen und den skandinavischen Staaten. Heute sind Polen und besonders Russland
die führenden Bernsteinproduzenten und -exporteure. Russland versorgt den Weltmarkt zu etwa 70%. Der baltische
Bernstein kommt praktisch ausschließlich von dort. Andere europäische Lagerstätten gibt es in der
Tschechischen Republik, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Italien (Sizilien), Norwegen, Rumänien,
Slowakische Republik, Schweden, Schweiz und Ukraine.
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Mine in Mexiko * |
Amerika: Bernstein kann in einigen U.S.-Staaten gefunden werden (oder wurde dort gefunden). Arkansas ist bekannt als
die größte Bernstein-Lagerstätte (auch mit interessanten Einschlüssen) in N-Amerika.
Bernstein aus New Jersey zeichnet sich ebenfalls durch reichhaltige Einschlüsse von Insekten und Pflanzen aus.
Die Dominikanische Republik ist berühmt für den
"blauen Bernstein", der unter UV-Licht blau oder grün
fluoresziert. Heute ist dieser "Blaue Bernstein" der teuerste und meistgesuchte Bernstein weltweit. Andere
Lagerstätten in Amerika befinden sich in
Mexiko, Kanada und Grönland.
* Foto:
www.palaeontologische-gesellschaft.de
Asien: Bernstein aus Myanmar wurde schon im China der Han-Dynastie (206 v.Chr. - 220) verarbeitet. Andere asiatische
Lagerstätten gibt es in Japan, China, Malaysia und dem Libanon.
Afrika: Lagerstätten in Tansania enthalten Material, das älter ist als Kopal aber jünger als Bernstein.
Australien / Neuseeland: "Ambrit" ist gelber, transparenter Bernstein aus Neuseeland. Neuseeländisches
Kopal-Material wird als "Kauri Kopal" gehandelt, ist relativ alt und hat oft Einschlüsse.
Land- und Seetypen
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See-Bernstein |
Bernstein kann im Binnenland oder an der See gefunden werden. See-Bernstein sieht normalerweise besser aus als
Bernstein aus Minen, weil das Wasser die Steine bereits abgeschliffen bzw. poliert hat. See-Bernstein hat deshalb
sehr oft keine unschöne Kruste. Er kann direkt vom Strand aufgesammelt werden oder (wie im Baltikum) mit Netzen
aus dem küstennahen Wasser gefischt werden.
Minen-Bernstein (in sekundären oder alluvialen Lagerstätten) wird in der "blauen Erde" gefunden, besonders
häufig an Russlands baltischer Küste. Dominikanischer Bernstein wird in relativ festem Gestein abgebaut.
Minen-Bernstein ist normalerweise mit einer Kruste überzogen, so dass das Innere (bzw. der Wert) erst nach
dem Schleifen sichtbar wird.
Farben und Transparenz
Bernstein kann weiß, gelb, orange, rot, braun, grün, blau und schwärzlich sein. Der Wert eines Steines
hängt auch bzw. besonders von seiner Transparenz ab: je transparenter, desto wertvoller (bei gleicher Farbe).
Die Transparenz variiert von durchsichtig bis opak (undurchsichtig). Im arabischen Raum scheint man milchigen
Bernstein ("Butterscotch") zu bevorzugen.
"Naturbernstein", "echter Bernstein", Fälschungen, Veränderungen
"Naturbernstein" ist echter, unbehandelter Bernstein, so wie er in der Natur gefunden wird. Er wird geschliffen
und poliert um ihn als Schmuck zu verwenden. "Echter Bernstein" ist mehr oder weniger behandelter Bernstein.
Weil man Einschlüsse (s.o.) auf Grund ihrer relativen Seltenheit besonders schätzt, versucht man seit
langem, besonders Tiere in Bernstein künstlich einzuschließen, wobei oft
sogar das gesamte "Stein"-Material gefälscht wurde / wird. Dabei verwendet man heutzutage diverse Kunststoffe,
die ein Laie kaum von echtem Bernstein unterscheiden kann. Es ist auch möglich, einen echten Bernstein so in
gleichfarbigem Kunststoff einzubetten, dass der neu entstandene, größere "Stein" wertvoller erscheint.
Trübe Steine lassen sich oft durch
Erhitzen
transparenter machen, weil eingeschlossene Luftbläschen im
zähflüssigen Zustand des Steines entweichen können. Nach dem Erkalten ist das Material sogar etwas fester
als vorher. Dieser behandelte Stein ist dann aber kein "Naturbernstein" mehr, sondern wird als "geklärter
Bernstein" bezeichnet. Beim Erhitzen verändert sich auch die Farbe: Aus einem gelblichen Stein wird ein
rötlicher, dann ein bräunlicher, je nach Temperatur. Da das Bernsteinmaterial physikalisch und chemisch
Ähnlichkeit mit Kunstharzen hat, lässt sich geschmolzener Bernstein auch künstlich färben, so
dass heute alle möglichen Farben bei "Bernstein" möglich sind.
Die beliebten aber seltenen "Sonnenflinten" (dünne, scheibenförmige, im Licht aufblitzende Sprünge im
Inneren eines Bernsteines) lassen sich dadurch nachahmen, dass man einen erhitzten Bernstein sehr schnell
abkühlt.
Das Erhitzen in einem modernen Autoklaven (Kammer zur Erzeugung hoher Drücke) ermöglicht das schonende
Verschmelzen von Bernsteinfragmenten miteinander. Dieser "Pressbernstein" zeichnet sich durch hohe Transparenz und
Festigkeit aus und darf immer noch als "echter Bernstein" bezeichnet werden.
Um einen originalen "Naturbernstein" von einem "echten Bernstein" oder einer Fälschung zu unterscheiden, gibt
es verschiedene Verfahren:
1. Beim Berühren eines "Naturbernsteines" mit einer heißen Nadel entwickelt sich ein typischer, harziger
Geruch nach Nadelwald. Bereits erhitzter Bernstein riecht nicht intensiv, meistens gar nicht. Kunststoffe riechen nach
Chemie.
2. Kunststoff oder Kopal lässt sich dadurch erkennen, dass man das zu untersuchende Stück mit etwas Aceton
(bzw. Spiritus oder Essigsäure) abreibt. Wenn das Material abfärbt oder sich anlösen lässt,
handelt es sich um Kunststoff oder Kopal (altes, hartes Baumharz, also nicht ganz ausgehärteter "Bernstein").
Echter Bernstein ist widerstandsfähig sogar gegenüber Aceton. Kopal enthält noch natürliche
"Weichmacher", die sich beim alten Bernstein bereits im Laufe der Jahrmillionen verflüchtigt haben.
3. Bernstein ist aufgrund seines Spezifischen Gewichtes (s.o.) schwerer als Süßwasser aber leichter als
konzentriertes Salzwasser. In Süßwasser versinkt Bernstein also, in Salzwasser schwimmt er. Glasimitationen
versinken in jedem Wasser. Plastik ist i.A. schwerer als Bernstein, schwimmt aber auch auf Salzwasser. Mischt man sich
allerdings eine Salzlösung aus 120g Kochsalz und 1l Leitungswasser, so geht Plastik darin unter während
Bernstein noch schwimmmt.
Bei mit Metall kombinierten Schmuckstücken oder allgemein beim Bernsteinkauf lassen sich die meisten
Erkennungsmethoden allerdings nicht anwenden. Es ist daher wichtig, bei einem vertrauenswürdigen Händler
zu kaufen.
Siehe auch die sehr informative Webseite
"Welcome to the World of Amber"!
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